Trainingsraummethode nach Bründel und Simon

Ideen und Grundlagen der Trainingsraummethode

 

Grundlage der Trainingsraummethode ist die Anerkennung, dass Lehrerinnen und Lehrer sowie Schülerinnen und Schüler sich in der Schule in einer Gemeinschaft befinden, die von gegenseitigem Respekt getragen wird und durch klare Regeln und klare Konsequenzen gekennzeichnet ist.

 

Sie basiert auf drei Grundrechten:

  • Jede Schülerin und jeder Schüler hat das Recht auf einen guten Unterricht und die Pflicht, diesen störungsfrei zu ermöglichen.
  • Jede Lehrerin und jeder Lehrer hat das Recht auf einen störungsfreien Unterricht und die Pflicht, diesen gut zu gestalten.
  • Rechte und Pflichten von Lehrerinnen und Lehrern sowie Schülerinnen und Schülern müssen von allen gewahrt, respektiert und erfüllt werden.

 

Die Trainingsraummethode geht davon aus, dass jedes Verhalten des Menschen auf die Erfüllung eines Bedürfnisses oder Wunsches ausgerichtet ist („Menschen handeln, damit Wünsche in Erfüllung gehen.“). Somit macht jede Art von Handeln für Schülerinnen und Schüler aus deren Sicht Sinn.

Es wird weiter davon ausgegangen, dass gegen den Willen einer Schülerin oder eines Schülers eine dauerhafte Verhaltensänderung nicht möglich ist. Wird die Schülerin oder der Schüler allerdings in die Lage versetzt, die Absicht hinter dem störendem Verhalten zu erkennen, besteht die Möglichkeit, konstruktive Verhaltensalternativen zu entwickeln, mit denen sowohl individuelle Wünsche als auch Regeln in der Gruppe und der situative Kontext berücksichtigt werden. Daher ist ein zentraler Punkt bei der Arbeit im Trainingsraum das Beratungsgespräch mit der Schülerin oder dem Schüler und das Formulieren von Zielvereinbarungen.

 

Die Ziele des Trainingsraumprogramms

  • lernbereite Schülerinnen und Schüler schützen und ihnen entspannten, ungestörten und qualitativ guten Unterricht anbieten
  • stressfreieres Unterrichten und respektvoller Umgang mit störendem Verhalten von Schülerinnen und Schülern
  • Stärkung der Eigenverantwortung von Schülerinnen und Schülern und deren Fähigkeit, das eigene Verhalten so auszurichten, dass es die Rechte anderer nicht verletzt
  • Störenden Schülerinnen und Schülern Hilfe anbieten, um ihre sozialen Kompetenzen zu verbessern

 

Wie funktioniert die Methode „Trainingsraum“ ganz praktisch?

 

Eine Schülerin oder ein Schüler stört im Unterricht. Er oder sie wird respektvoll ermahnt und gefragt, ob er oder sie sich lieber an die Regeln halten möchte, oder ob er oder sie in den Trainingsraum gehen möchte. Nach der zweiten Störung muss die Schülerin oder der Schüler mit einem Begleitschreiben (von der unterrichtenden Lehrkraft auszufüllen) in den Trainingsraum gehen. Im Trainingsraum beschreibt er der sie der Trainingsraumlehrerin beziehungsweise dem Trainingsraumlehrer die vorausgegangene Situation im Unterricht. Im gemeinsamen Gespräch werden Absicht und Verhalten der Schülerin oder des Schülers getrennt und ein alternatives Verhalten gesucht und genannt. Das Ergebnis des Gesprächs wird im Rückkehrplan festgehalten. Nur mit diesem Plan kann die Schülerin beziehungsweise der Schüler in die Klasse zurückkehren. Die Lehrerin oder der Lehrer dort bespricht diesen Plan mit der Schülerin oder dem Schüler.

 

Wichtig: Der Trainingsraum soll keinen Strafcharakter haben, sondern als Unterstützung und Lernraum gesehen werden.

 

Trainingsraumarbeit an unserer Schule könnte darüber hinaus bedeuten:

  • Prävention, d.h. Schülerinnen und Schüler gehen auf eigene Initiative in den Trainingsraum und suchen ein Gespräch
  • „Nachsorge“: Reflektion über praktische Umsetzung des Rückkehrplanes möglichst am folgenden Tag
  • Möglichkeit der Mediation, d.h. Schülerinnen und Schüler können Konflikte mit Hilfe des Trainingsraumlehrers besprechen
  • Unterstützung/ Entlastung der Kolleginnen und Kollegen bei Schülerinnen beziehungsweise Schüler- Elterngesprächen
  • Beratung der Kolleginnen und Kollegen

 

Gelingt es der Schülerin oder dem Schüler nicht, sein Verhalten positiv zu verändern, besteht die Möglichkeit eines Ausschlusses vom Unterricht für den Rest des Tages.

Verweigert die Schülerin oder der Schüler den Trainingsraum, wird er oder sie vom Klassenunterricht ausgeschlossen und im Trainingsraum beschult. Das Arbeitsmaterial wird durch das Klassenteam gestellt. Er oder sie kann erst wieder am Unterricht teilnehmen, wenn ein persönliches Gespräch zwischen ihr oder ihm, einem Erziehungsberechtigten und dem Trainingsraumkollegen stattgefunden hat.

 

Nach dem dritten Trainingsraumbesuch werden die Eltern informiert. Ein Gespräch mit dem Klassenteam, den Eltern sowie der Schülerin oder dem Schüler findet nach dem 5. Trainingsraumbesuch statt. In diesem Gespräch werden gemeinsam Lösungen gesucht, die unterstützen, damit eine Teilnahme am Unterricht ohne Störungen möglich wird.

 

Der Time-out-Raum

 

An den Trainingsraum angegliedert befindet sich ein Time-out-Raum. Dort können Schülerinnen und Schüler bei Bedarf, in Absprache mit dem unterrichtenden Klassenteam, eine Auszeit nehmen, um sich am Boxsack abzureagieren oder sich auszuruhen.

 

Zeitlicher Umfang/ Personelle Besetzung

 

Der Trainingsraum ist von montags bis freitags zu den regulären Unterrichtszeiten geöffnet und in der Zeit von einer Trainingsraumlehrerin oder einem Trainingsraumlehrer besetzt (Schülerinnen und Schüler können während des Unterrichts in den Trainingsraum kommen, nicht in der Pause!).
Das Trainingsraumteam besteht aus 3 bis 4 Kolleginnen und Kollegen, die sich im Krankheitsfall gegenseitig vertreten.

 

Für mehr Infos:

www.trainingsraum.de
www.trainingsraummethode.de

 

Im Trainingsraum